Das Haus Adam Müller-Guttenbrunn in Stuttgart nutzt das Mäeutischen Pflege- und Betreuungskonzeptes. Inzwischen sind eine Vielzahl von Mitarbeitern aus allen Arbeitsbereichen der Caritas-Einrichtung geschult.
Im September 2019 wurde das Konzept bei einem Fachtag präsentiert. "Durch die lebendigen Vorträge und Diskussionen war dies ein gelungener Fachtag, der zur Mäeutik und zum Haus passte”, so Joachim Treiber, der Einrichtungsleiter. "Wir waren auf der Suche nach einem anderen Pflegemodell."
Nach einem Pflegemodell, das mehr "sozialpädagogisch agiere", sich aufbaut auf einer Beziehung zwischen den Menschen und danach sucht, was ein Mensch noch kann. Ein Pflegemodell, das auf Emphatie und auch Intuition der Mitarbeiter beruht und diese als wichtige Kompetenzen in der Pflege wahrnimmt.
Hebammenkunst & Sokrates
Sie fanden es im Mäeutischen Pflege- und Betreuungskonzept, entwickelt von der Niederländerin Dr. Cora van der Kooij. Der Begriff Mäeutik, wörtlich "Hebammenkunst", wird in Anlehnung an die Gesprächstechniken des Philosophen Sokrates im Sinne einer dialogischen Methode der Wahrheitsfindung verwendet.
Dr. Cora van der Kooij versteht Mäeutik als "Hebammenkunst für das Pflegetalent". Lebenserfahrung, Empathie, Kreativität werden dabei in der Pflege als Ressourcen angesehen. Im Zentrum des Mäeutischen Pflege- und Betreuungskonzeptes steht die "erlebnisorientierte Pflege": wichtig ist die Beziehung zwischen den betroffenen Menschen und der Pflegekraft und es gehe darum, immer wieder positive Kontaktmomente zu schaffen.
Beobachtungsbogen zur Lebensgeschichte
Das mäeutische Menschenbild geht davon aus, dass alle Menschen verletzlich sind. Und wer sich selbst als verletzlich versteht, der kann auch andere einfühlsam begleiten und sie besser verstehen.
Ein wesentliches Instrument ist dabei der "Beobachtungsbogen", der Fragen zur Lebensgeschichte ebenso beeinhaltet, wie Gewohnheiten der Menschen oder besondere Persönlichkeitsmerkmale.
Zum Konzept in dem Stuttgarter Pflegeheim der Caritas gehört ebenso, dass sich die Pflegeteams regelmäßig in sogenannnten "Bewohnerbesprechungen" austauschen mit dem Ziel, ein ganzheitliches Bild der Patienten zu erhalten. Auch die Angehörigen werden in den Pflegeprozess mit einbezogen. Dabei wird das Verhalten eines Menschen nicht gewertet, sondern angenommen im Sinne von: "Was macht ihn besonders?"
Dezember 2020. Redaktion Pflegeinfo.net