Besuchsdienst auf vier Pfoten
Für eine professionelle tiergestützte Therapie in Seniorenheimen gibt es mittlerweile viele Konzepte. Doch auch schon der Besuch von Ehrenamtlichen mit ihren Hunden erfreut Bewohner und bringt Abwechslung in die Einrichtungen.
Tiere im Altersheim: Sympathieträger bei älteren Menschen |
In der Einrichtung bereitet Margarethe Werner die Termine vor und aktiviert auch Bewohner aus der Pflege sowie Tagespflege-Gäste zur Teilnahme. Im Anschluss an die „Tobe-Stunde“ besuchen die Hundehalterinnen ausgewählte Bewohner auf den Etagen, auf Wunsch sogar bettlägerige Personen. Seit Kurzem wurde der Hunde-Besuchsdienst im Haus an der Steinlach konzeptionell erweitert. Einmal im Monat kommen nun Mädchen und Jungen des Kindergarten Stettiner Straße in die Einrichtung: Sie sind dann ebenfalls dabei, wenn Balou, Fanny, Kira und Farell im Veranstaltungsraum für Unterhaltung sorgen.
Begrüßungs-Karotte für die Hasen
Karotten für die Meerschweinchen |
Hunde sorgen für guten Blutdruck
Diesen Job könnte im Haus Heckengäu (Heimsheim, Enzkreis) die Hündin Lili übernehmen. Sie kommt mit Frauchen Manuela Ehrler in die Einrichtung und hat dort inzwischen in allen Wohnbereichen viele Fans unter den Bewohnern und Mitarbeitern. Eigentlich unterstützt Manuela Ehrler den Frühstücksdienst, früher holte sie die Tagespflegegäste ab, doch aus großer Verbundenheit mit der Einrichtung führt sie zwei- bis viermal im Monat ehrenamtlich noch eine Hundespielrunde durch. Obwohl ohne spezielle Ausbildung ist Lili für ihre Besitzerin „der geborene Therapiehund“. Lili ist äußerst ruhig und geduldig, lässt sich gerne streicheln und folgt aufs Wort. Bis zu 15 Teilnehmer aus allen Wohnbereichen kommen im Foyer oder Garten zusammen und werfen ihr zum Beispiel einen Tennisball zu. Auch ohne Training legt die Hündin ihr Kinn mal auf das Knie eines Rollstuhlfahrers und „kuschelt“ ein wenig. Einrichtungsleitern Tina Laubengeiger wertet diese Situation so: „Dem Tier ist Aussehen und sozialer Status völlig egal“. Studien würden belegen, dass sich sogar die körperliche Gesundheit von älteren Menschen verbessern lasse, wenn ein Kontakt zu Tieren bestehe. Blutdruck und Herzfrequenz würden positive Werte aufweisen.
Stacheliger Besuch
Im Haus am Weinberg in Stuttgart-Obertürkheim gibt es derzeit keine festen Tier-Besuche. In der Vergangenheit sammelte die Einrichtung jedoch gute Erfahrungen mit einem Zwerghasen und einem Igel in der Betreuungsgruppe für "schwerst an Demenz erkrankte, ambulant versorgte Bewohner". Der Einsatz der Tiere war von den betreuenden Mitarbeitern organisiert worden und fand sehr positive Resonanz bei den Teilnehmern. Ungewollt avancierte in Obertürkheim dagegen Cleo zum Hausliebling. Den weißen Schäferhund bringt Carmen Christ-Sattler mit, wenn sie Fußpflegetermine hat. Cleo, so Einrichtungsleiter Erwin Müller, sei ein sehr geschätzter lieber Hund, dessen alleinige Anwesenheit schon therapeutischen Charakter habe. Dazu passt ein Zitat, das uns Marianne Haug, die Chefin des Hauses im Park, mit auf den Weg gegeben hat. Es stammt von Leonardo da Vini: „Die Sprache der Tiere ist begrenzt, aber was sie zum Ausdruck bringen, ist wichtig und nützlich“.
Buchtipp zum Thema Hunde in der tiergestützten Therapie:
Leckerlis in der Hand verstecken, einen Ball holen lassen, den Hund durch einen Agilitytunnel schicken oder auf der Terrasse ein Hütchenspiel mit Plastikeimerchen aufbauen – wer in Anne Kahlischs Buch „Tiergestützte Therapie in Senioren- und Altenheimen“ (Kynos Verlag, 112 Seiten) blättert, erhält viele Anregungen für die Arbeit mit Hunden. Die Autorin schrieb ihre Diplomarbeit zum Thema und ist Mitbegründerin des Vereins „Therapiehunde Brandenburg“. Deswegen informiert sie auch über Grundvoraussetzungen wie zum Beispiel Gesundheit von Mensch und Tier, Versicherung oder Bedürfnisse von Demenz-Personen. Am spannendsten sind freilich ihre Praxisbeispiele wie „Die Macht der Berührung“ beim Besuch von bettlägerigen und komatösen Bewohnern. Ebenfalls ein guter Tipp von Anne Kahlisch sind die Übungen zur Förderung der Grobmotorik und Mobilisation bei Bewohnern. Dies gelingt zum Beispiel mit Bürsten und Kämmen eines Hundes.
Januar 2016. Frank Bantle/pflegeinfos.net
Copyright Fotos: PR/Wohlfahrtswerk & Haus im Park, Bisingen