Der Arbeitgeberverband Pflege hat vor drei Jahren gemeinsam mit der Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände (BDA) und der Zentralen Auslands- und Fachvermittlung der Bundesagentur für Arbeit (ZAV) ein Pilotprojekt mit der chinesischen Arbeitsverwaltung ins Leben gerufen. Ziel ist es, bis Ende des Jahres 2015 insgesamt 150 chinesische Pflegefachkräfte in Pflegeheimen in Deutschland einzusetzen – anfänglich als Pflegehilfskraft und nach erfolgter Anerkennung dann als Fachkraft.
Vorbereitung und Sprachkurse in China
Für die Auswahlgespräche waren Personalmitarbeiter der beteiligten Träger eigens nach China gereist. Die ausgewählten Mitarbeiterinnen verfügen über einen Bachelor-Abschluss in der Pflege sowie mindestens ein Jahr Berufserfahrung in einem Krankenhaus in China. In einer achtmonatigen Vorbereitungsphase in einem Trainings-Center in Weihai in der Provinz Shandong lernten sie Deutsch (B1-Sprachniveau) und wurden auf die kulturellen Unterschiede zwischen Deutschland und ihrem Heimatland vorbereitet.
Bis 2013 braucht Deutschland 175.000 Pflegekräfte
„In Deutschland fehlen ambulanten Diensten und Pflegeeinrichtungen bereits heute 30.000 ausgebildete Pflegefachkräfte. In Süddeutschland fällt der Fachkräftemangel in der Altenpflege besonders gravierend aus. Trotz großer Bemühungen in der Aus- und Weiterbildung sowie der verkürzten Qualifikation von Pflegehilfs- zu Pflegefachkräften, werden wir den immens steigenden Bedarf nicht decken können. Wir brauchen dringend Zuwanderung von Fachkräften aus der EU – und auch aus sogenannten Drittstaaten. Bis 2030 benötigen wir, laut einer Studie des RWI, weitere 175.000 Pflegefachkräfte“, sagt Thomas Greiner, Präsident des Arbeitgeberverband Pflege.
Vier Träger aus Baden-Württemberg sind dabei
Die ersten 14 Pflegekräfte hatten bereits im Jahr 2014 ihre Arbeit in hessischen Senioreneinrichtungen aufgenommen. Derzeit (Stand Juni 2015) befinden sich in Baden-Württemberg weitere 27 Gesundheits- und Krankenpflegerinnen aus China in der Vorbereitung für die Anerkennung ihres Berufsabschlusses. Sie arbeiten in Pflegeheimen bei den beiden Trägern Wohlfahrtswerk für Baden-Württemberg und Evangelische Heimstiftung sowie bei den privaten Unternehmen Compassio Ulm und Haus Edelberg Senioren-Zentren Karlsruhe.
„Höchste Priorität bei der Gewinnung von Fachkräften hat für uns die eigene Ausbildung. Daher suchen wir nach nachhaltigen Lösungen der Personalgewinnung auch aus dem Ausland. Die jungen Frauen aus China, die seit einigen Monaten bei uns sind, bringen eine sehr gute pflegerische Qualifikation mit, haben eine positive Einstellung zu ihrem Beruf und wollen ganz bewusst die Arbeit in der Altenpflege kennenlernen – solche Angebote gibt es in China nicht“, so Ingrid Hastedt, Vorsitzende des Vorstands des Wohlfahrtswerks für Baden-Württemberg.
Klappt die soziale Integration?
Ob es gelingt, die jungen Chinesen langfristig in Deutschland zu halten, hängt im wesentlichen auch von der sozialen Integration ab. Und hier hört man hinter vorgehaltener Hand, dass viele der jungen "Gastarbeiter" mit Heimweh zu kämpfen haben oder – so bei spanischen und italienischen Kräften geschehen – einfach nicht mit dem etwas kühlen Klima und der Reserviertheit im deutschen Alltag klarkommen. Trotz gutem Gehalt, Unterkunft und Hilfe bei Freizeit und Behördengängen zieht es die jungen Leute häufig wieder in ihre Heimat, wo sie dann schlechter bezahlte Jobs annehmen. Experten bauen darauf, dass die ersten und zweiten Jahrgänge der ausländischen Pflegekräfte aber positive Beispiele hervorbringen und dies sich dann in China oder anderswo herumspricht.
Tipp: Eine neues Modell für die Sprachqualifikation von ausländischen Pflegekräften bietet die DEKRA-Akademie an. Mehr über die B2-Kurse in den Heimatländern lesen Sie HIER (= Link, Bericht folgt).
Juni 2015. Redaktion pflegeinfos.net
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