Mittwoch, 18. September 2019

Gehörlose Patienten im Krankenhaus. Das Robert-Bosch-Krankenhaus Stuttgart mit neuem Behandlungsansatz

Im Stuttgarter Robert-Bosch-Krankenhaus startete Mitte September 2019 das Projekt „Hand in Hand. Verbesserung der medizinischen Versorgung gehörloser Patienten“. Ziel des Projekts ist es, gehörlosen und hörgeschädigten Menschen eine barrierefreie Kommunikation zu ermöglichen, sei es bei einer geplanten Therapie oder in einer medizinischen Notfallsituation.
 

Immer wieder kommt es insbesondere im medizinischen Bereich zu Missverständnissen, Informationsdefiziten und einer großen Verunsicherung. Edanur Cüre, Assistenzärztin am Robert-Bosch-Krankenhaus, hat deshalb gemeinsam mit Prof. Dr. med. Jörg. G. Albert, Chefarzt der Abteilung für Gastroenterologie, Hepatologie und Endokrinologie, das Projekt „Hand in Hand. Verbesserung der medizinischen Versorgung gehörloser Patienten“ ins Leben gerufen.

„Eine adäquate Therapie funktioniert nur mit barrierefreier Kommunikation“, erklärt Edanur Cüre. „Deshalb ist es unsere Aufgabe, diese zu gewährleisten.“ Sie selbst lernt die Gebärdensprache und hat schon als Studentin an der Friedrich-Schiller-Universität Jena das Wahlfach „Arzt-Patienten-Kommunikation mit gehörlosen Patienten“ etabliert.

Mit Unterstützung der Stiftung Pro Kommunikation in Baden-Württemberg möchte sie nun auch Ärzte und Pflegepersonal des Robert-Bosch-Krankenhauses für einen barrierefreien Umgang mit Gehörlosen sensibilisieren und schulen. Dazu haben die Mitarbeitenden sämtlicher Abteilungen und Stationen inklusive der Notaufnahme Mappen erhalten, die ganz praktische Informationen für eine gelungene Kommunikation enthalten.


Hier erfährt der Mitarbeitende zum Beispiel, dass es für den gehörlosen Patienten hilfreich ist, wenn er langsam, aber nicht in Zeitlupe spricht, dass er sich beim Sprechen nicht vor ein Fenster stellen sollte, weil der Gehörlose so aufgrund der Blendung nur schwer von den Lippen ablesen kann, auch, dass er Fremdwörter vermeiden und in jedem Fall hochdeutsch sprechen sollte.

Nach Angabe des Deutschen Gehörlosen-Bund e.V. leben in Deutschland rund 80.000 Gehörlose, die Dunkelziffer ist jedoch erheblich höher. Etwa 8.000 Gehörlose leben in Baden-Württemberg. Mehr Informationen unter www.rbk.de

September 2019. Redaktion pflegeinfos.net



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