Dienstag, 1. Oktober 2013

Niedersachsen: Mobile Beratungsstelle für Pfleger und Altenbetreuer aus Osteuropa wird in Hannover starten

Dass Menschen aus anderen EU-Ländern zeitlich befristet nach Deutschland kommen, um hier zu arbeiten, ist längst Normalität. Sie arbeiten zum Beispiel in der Bauwirtschaft, der Landwirtschaft, der Gebäudereinigung – und in ambulanten oder stationären Altenpflegeeinrichtungen oder als 24h-Stunden-Betreuerinnen auf eigene Rechnung oder für 24h-Vermittlungsagenturen. Angeworben werden Sie oft durch Anzeigen im Internet oder durch Mund-zu-Mund-Propaganda in ihren Heimatländern.

Problem: Seriöse Informationen über Arbeitsbedingungen und -rechte in Deutschland sind fürr diese Menschen schwer zu kriegen. Vermittler in den Herkunftsländern verfolgen oft eigene Ziele und erzählen den "Wanderarbeitern" falsche Dinge. Hinzu kommen Sprachprobleme.

Die Folge für die osteuropäischen Beschäftigen: Vielen droht Ausbeutung, manchmal auch Mißhandlung und Drohungen. Viele akzeptieren deshalb die schlechten Bedingungen und Niedriglöhne. Das soll sich ändern: Die Region Hannover, DGB und das Land Niedersachsen planen gemeinsam den Aufbau einer Beratungsstelle für sogenannte "mobile Beschäftigte" in Hannover. Die Trägerschaft soll die Bildungsvereinigung Arbeit und Leben Niedersachsen e.V. übernehmen.

"Die meisten dieser mobilen Beschäftigten sprechen wenig oder kaum Deutsch und haben ihren Lebensmittelpunkt weiterhin in ihrem Herkunftsland", erläutert Regionspräsident Hauke Jagau. "Das nutzen einige ,schwarze Schafe' unter den Arbeitgebern aus. Offene Ausbeutung ist kein Einzelfall. Es passiert sogar, dass Menschen für ihre Arbeit gar keinen Lohn bekommen. Deshalb möchten wir mit einem seriösen Beratungsangebot gegenhalten." 


Schon im November 2013 – so die Planung von Region, DGB und Land – könnte mit dem Aufbau einer Beratungsstelle begonnen werden. Das Projekt ist zunächst mit einer Laufzeit bis Ende 2016 geplant. Die Beratungsstelle in Hannover ist eine von zweien, die jetzt in Niedersachsen neu geschaffen werden sollen; die zweite entsteht schon in Kürze im Raum Oldenburg.

Projektpartner (v.l.n.r.): Jagau, Behrens, Franz, Toelle


"Die Datenlage zu Anzahl und Situation von mobilen Beschäftigten ist bisher unbefriedigend. Auch das wollen wir ändern", sagt Daniela Behrens, Staatssekretärin im Niedersächsischen Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Verkehr. "Es geht auch darum, erstmals einen systematischen Einblick in dieses Segment des Arbeitsmarktes zu erhalten." Sie hofft, dass die Beratung dazu beiträgt, einen Wettbewerb auf Kosten der Löhne

und Arbeitsbedingungen zu verhindern und die Attraktivität des Landes
Niedersachsen als Arbeitsort zu steigern. 


"Wir Gewerkschaften haben schon lange darauf aufmerksam gemacht, dass mobile ausländische Beschäftigte oft ausbeuterischen Arbeitsbedingungen und Lohnbetrug ausgesetzt sind. Sie brauchen ein flächendeckendes Beratungsangebot. Die neue Anlaufstelle in Hannover ist ein erster, wichtiger Schritt", betont Hartmut Tölle, Vorsitzender des DGB-Bezirks Niedersachsen - Bremen - Sachsen-Anhalt. 

Der Regionspräsident betont, dass der Berater oder die Beraterin kein Einzelkämpfer sein dürfe: "Eine Vernetzung mit anderen Institutionen wie Kirche, Gewerkschaft, Wohlfahrtsverbänden und Kommunen ist ganz wichtig." Um das sicherzustellen, ist geplant, einen Beirat zu gründen, der die Arbeit der Stelle begleitet.


Oktober 2013. Text: lifePR + Redaktion pflegeinfos.net
Copyright Fotos: PR/lifePR


 

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