Seit über zwei Jahren schon bietet das Lußhardtheim in Waghäusel (Kreis Karlsruhe) seinen Bewohnern eine ganz besondere Attraktion. Der neu angelegte Sinnesgarten für Menschen mit Demenz blüht und gedeiht und erlebt täglich viele Besucher: Bewohner der Alten- und Pflegeeinrichtung, Angehörige und Mitarbeiter. Doch bis zur Eröffnung war es ein langer Weg, der sich von der Planung durch den Architekten Herbert Sand und der Stadt Waghäusel als Eigentümer über die Bauphase bis hin zur ersten Nutzung über mehrere Jahre erstreckte.
Den größten Teil der Finanzierung des Sinnesgartens übernahm die Stadt Waghäusel, aber auch das Wohlfahrtswerk für Baden-Württemberg als Träger des Altenheims sowie der Freundeskreis e.V. haben sich an der Umgestaltung des Gartens finanziell beteiligt.
Während der Planungsphase wurden die wesentlichen Voraussetzungen des entstehenden Gartens deutlich: die Vereinbarkeit von biographieorientiertem Erleben, Sicherheit und Selbstständigkeit. Der Garten musste dabei einfach und klar strukturiert sein. Um die Nutzung des Gartens für alle Bewohner zu ermöglichen, wurde auf einen barrierefreien Zugang geachtet. So ist es auch für Bewohner, die auf einen Rollator oder eine Rollstuhls angewiesen sind, problemlos möglich, gefahrlos und ohne fremde Unterstützung den Sinnesgarten des Lußhardtheims zu begehen.
Da bei Menschen mit Demenz das räumliche Wahrnehmungsvermögen häufig eingeschränkt ist, wurde bei der Farbe des Bodenbelags bewusst ein Kontrast zur Bepflanzung gewählt, die die visuelle Wahrnehmung des Weges und die räumliche Orientierung erhöht. Der Bewegungsdrang wurde durch einen Rundweg berücksichtigt. Dieser ist in Form einer „kinesiologischen Acht“ angelegt, der zur Wegführung dient.
Der Weg im Sinnesgarten verläuft in Schleifen, so dass jeder Spaziergang automatisch wieder am Ausgangspunkt endet. Breite Wege erhöhen die Sicherheit zusätzlich. Durch mehrere Sitzgelegenheiten innerhalb des Gartens sind auch Ruhemöglichkeiten gegeben. Bei der Auswahl der Pflanzen stand neben den biographischen Aspekten die Sicherheit im Vordergrund: keine Verletzungsgefahr bei Stacheln oder Ähnlichem und Giftigkeit der Pflanzen.
Als besonders geeignet zeigten sich dabei unterschiedliche Kräuter wie Salbei, Lavendel und Rosmarin sowie heimische Beeren und Blumen. Diese verbreiten zum Einen einen angenehmen Duft, zum Anderen können diese probiert und als Anknüpfungspunkt für Biographie- oder Erinnerungsarbeit im Altenheim genutzt werden. Die Hochbeete und der im Garten integrierte Brunnen ermöglichen den Bewohnern die Pflanzen selbständig zu pflegen.
Um die räumliche Orientierung zu erleichtern, wurde auf einen stets sichtbaren Bezugspunkt in der Anlage geachtet. Dazu wurde ein Pavillon mit Sitzmöglichkeiten in den Garten integriert, der als Raum für gemeinsame Aktivitäten genutzt wird.
Fazit des neuen Sinnesgarten im Lußhardtheim: Er bietet die Möglichkeit, Natur mit allen Sinnen wahrzunehmen, anzufassen zu riechen, zu sehen, zu schmecken, sich zu betätigen und zu kommunizieren. Gleichzeitig erweitert der Garten den Lebensraum der im Lußhardtheim lebenden Bewohner, was wiederum ein Mehr an Lebensqualität bedeutet.
November 2014. Frank Bantle/Redaktion pflegeinfos.net
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