Sonntag, 17. April 2016

Rollator-Tanz: Wie ältere Menschen in Bewegung kommen - neues Buch des ADTV für Senioreneinrichtungen und Betreuungsassistenten

Spaß und Abwechslung beim Rollator-Tanz

Der ADTV hat im Frühjahr 2016 ein neues Nachschlagewerk publiziert: „Agil im Alter – Das Rollator-Tanz-Handbuch“. Es ist ein Fachbuch und Handbuch für haupt- und ehrenamtliche Mitarbeiter in Senioreneinrichtungen sowie Tanzlehrer. ADTV steht für "Allgemeiner Deutscher Tanzlehrerverband e.V. ". Der Berufsverband vertritt über 2.800 Tanzlehrende. 

Autorinnen des Werkes mit 90 Seiten sind Sylvia Scheerer und Heidi Schumacher, das Layout besorgte Karl-Werner Wiemers, die Projektleitung lag beim Leiter der ADTV- Tanzlehrerakademie, Jürgen Ball. Sylvia Scheerer aus Ludwigsburg ist die offizielle Rollator-Tanzbeauftragte des Verbandes.
 

Was bietet das Handbuch für Rollator-Tanz alles?
Neben vielen praktischen Übungen sind auch Fachbeiträge integriert, die untermauern, welche Chancen Tanz und Bewegung mit einem Rollator den Teilnehmern bieten. Es schreibt Dr. Hubert R. Dinse, Neural Plasticity Lab, Institut für Neuroinformatik, Ruhr-Universität Bochum; Neurologische Klinik, BG-Kliniken Bergmannsheil. Sein Thema: „Das kulturelle Erbe Tanzen und seine Heilkraft – Tanzen im Alter und Rollator-Tanzen“.


Sanitätsrat Dr. Günter Gerhardt, Facharzt für Innere und Allgemeinmedizin/ Psychotherapie; Vorstandsvorsitzender der Landeszentrale für Gesundheitsförderung Rheinland-Pfalz hat diesen Beitrag verfasst: „Rollator-Tanz: Eine ganzheitliche Behandlung – mit Spaß und ohne Nebenwirkungen“

Tanzbeschreibungen für Rollator-Tanz
Im größten Teil des Buches geht es natürlich um Anleitungen, damit der Rollator-Tanz erfolgreich gelingt in der Gruppe. Die Choreographien wurden durch die ADTV-Rollator-Tanzbeauftragte Sylvia Scheerer aus Ludwigsburg entwickelt. Dabei hat sie die ursprüngliche Charakteristik der verschiedenen Tanzrhythmen erhalten und diese an die Bewegungsmöglichkeiten von Rollator-Nutzenden angepasst.
 

Beschrieben werden Standard-Tänze (Foxtrott, Langsamer Walzer, Wiener Walzer, Slowfoxtrott, Tango) sowie die Lateinamerikanischen Tänze (Rumba, Samba) und Volkstänze (Linientanz, Kreistanz, Polonaise). Hinzu kommen Tanzbeschreibungen für Tänze im Sitzen – die Choreographien wurden vom Bundesverband Seniorentanz entwickelt. Tänze im Sitzen bieten weitere Bewegungsmöglichkeiten, die zum Teil im Stehen nicht möglich sind. Ein dritter Bereich sind Gymnastische Tänze und Tänze mit Handgeräten (etwa eine Holzstange oder ein Ball).
 
Bewegung mit dem Rollator: in der Gruppe macht es Spaß

Ältere Menschen in Bewegung halten
In ganz Europa bewegt sich die Zahl von Menschen jenseits des 65. Lebensjahres konstant nach oben. Liegt sie derzeit in Deutschland noch unter 20 Prozent, so haben Statistiker für die kommenden Jahrzehnte einen Anstieg auf deutlich über 20 Prozent vorausberechnet.

Bei einer steigenden Lebenserwartung stellen sich die meisten Menschen die Frage nach der Lebensqualität: Wie können Gesundheit, Unabhängigkeit und Selbständigkeit möglichst lange erhalten werden? Körperliches und geistiges Training kann dazu beitragen. Dazu gehört auch das Tanzen. Zahlreiche Studien belegen, dass Tanzen nicht einfach nur ein Vergnügen ist, sondern höchst positive Wirkungen für Körper, Geist und Seele hat.


Tanzen erfordert die Bewegung des eigenen Körpers in Raum und Zeit, es schult die Fitness, die Balance und das Rhythmusgefühl. Es spricht in besonderer Weise emotionale und soziale Aspekte an. Darauf sollten auch bewegungseingeschränkte Menschen nicht zu verzichten brauchen.
 
Rollator bringt individuelle Autonomie
Die Erfindung des Rollators hat das Leben vieler Menschen erleichtert. Nach Schätzungen nutzen in Deutschland etwa 2 Millionen Menschen dieses praktische Gerät. Es ermöglicht nicht nur eine bessere und sichere Mobilität, sondern auch nichts weniger als individuelle Autonomie und eine höhere Lebensqualität. Und der Rollator kann auch Tanzpartner sein. Tanzen mit dem Rollator ist ein von Medizinern und Krankenkassen empfohlenes Training zur Verbesserung der körperlichen, seelischen und geistigen Fitness.


Rollator-Tanz als Gruppenerlebnis im Heim 
Rollator-Tanz ist geeignet, auch diejenigen in die Reihen der Tanzenden aufzunehmen, die nicht mehr an einer „normalen“ Seniorentanzstunde teilnehmen können. Menschen, die zwar noch ohne Stock und Rollator langsam gehen, aber Tanzkombinationen ohne Unterstützung nicht mehr bewältigen können, zum Beispiel Rheumakranke oder MS-Erkrankte.

Der Rollator bietet allen die Möglichkeit wieder Spaß an der Bewegung zu bekommen, sie können das Erlebnis „Tanz“ für sich neu entdecken. Ein ebenso wichtiger Aspekt ist die kommunikative Komponente des Tanzens. Älteren Menschen fällt es nicht immer leicht, Kontakte zu anderen aufrecht zu halten.
 

Zielgruppe des Handbuches ist groß
Seit einigen Jahren beschäftigen sich ADTV-Tanzlehrende intensiv mit dem Thema Rollator-Tanz. Beim alljährlichen Internationalen Tanzlehrerkongress INTAKO werden regelmäßig entsprechende Schulungen angeboten. Parallel begann der ADTV mit dreistufigen Seminaren für haupt- und ehrenamtliche Mitarbeitende von Senioreneinrichtungen. Die Teilnehmenden erhalten nach Abschuss jeder Stufe ein entsprechendes Zertifikat, das ihnen die Fähigkeit zum selbständigen Rollator-Tanz-Unterricht attestiert.

Das neue Handbuch soll dazu dienen, das sehr umfangreiche Material an Vorübungen, Schrittfolgen und Bewegungsoptionen zum Nachschlagen parat zu haben. Es enthält „Spickzettel“ für vergessene Tanzelemente, aber auch Ratschläge für mögliche Notsituationen. www.adtv.de



Der Rollator gibt Halt

April 2016. Redaktion pflegeinfos.net
Copyright Fotos: ADTV/ Wiemers 

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