Donnerstag, 23. Juni 2016

Frühzeitige Hilfe für pflegende Angehörige bei Sterben und Tod sollte verbessert werden. Studie des Zentrums für Qualität in der Pflege gibt Empfehlungen

In einem gemeinsamen Forschungsprojekt vom Zentrum für Qualität in der Pflege 
(ZQP) und Charité Berlin haben Wissenschaftler Ende 2015 erstmalig deutschlandweit die Einstellungen von pflegebedürftigen Menschen in der ambulanten Versorgung und ihren pflegenden Angehörigen zu Sterben und Tod untersucht. Fazit: Um Ängste zum Thema abbauen zu können, müssten zuhause Versorgte und ihre Familien nicht erst in der Sterbephase, sondern schon viel früher Hilfe erfahren. Aus Sicht des ZQP hat das bisherige Hospiz- und Palliativgesetz diese Bedürfnislagen nicht ausreichend im Blick.

„Unsere Forschungsergebnisse zeigen, dass große Sorgen bei pflegebedürftigen Menschen und ihren Nächsten im Hinblick auf das Sterben bestehen – und zwar nicht erst, wenn der Tod sehr bald zu erwarten ist“, sagt Dr. Ralf Suhr, Vorstandsvorsitzender des ZQP. Dies zeigt auch die ZQP-Analyse: Die meisten Befragten stehen hier nicht kurz vor dem Tod, dennoch bewegt sie das Thema Sterben stark – genauso wie ihre Angehörigen.


Tabuthema Tod: bessere Kommunikation zwischen Pflegepersonal und Angehörigen erforderlich

Pflegende Angehörige haben Angst vor Sterbeprozess
Denn 47 Prozent der Pflegebedürftigen gaben an, Angst vor körperlichem Leiden zu haben; 42 Prozent befürchten einen Verlust ihrer Würde und 32 Prozent die Einsamkeit im Sterbeprozess. 39 Prozent der pflegenden Angehörigen belastet es, sich mit dem Sterben ihres pflegebedürftigen Angehörigen auseinanderzusetzen. Knapp 60 Prozent machen sich Sorgen darüber, wie sie ihre Angehörigen beim Sterben begleiten könnten.

„Ziel muss es sein, Pflegebedürftige und Angehörige für die Auseinandersetzung mit dem Sterben zu stärken. Informationen über Möglichkeiten der Symptomkontrolle, Versorgung und Begleitung können helfen, Ängste abzubauen. Hierbei spielen professionelle Pflegeberatung, ambulante Dienste und ehrenamtliche Kräfte eine wichtige Rolle. Sie gilt es dafür zu qualifizieren, entsprechende Beratung bedürfnisgerecht anbieten zu können“, erklärt Suhr. 


Professionelle Pflegeberatung nimmt Betroffene ernst
Aufgabe professioneller Pflegeberatung müsse es auch sein, die Kommunikation zwischen Pflegenden und pflegebedürftigen Angehörigen zum Thema Sterben zu unterstützen, so Suhr. Den Pflegenden sind die Versorgungswünsche ihrer Angehörigen oftmals nicht bekannt. Der Studie zufolge haben immerhin 40 Prozent der Befragten noch nie über das Thema Sterben und Tod mit ihren Angehörigen gesprochen. Dies kann dazu führen, dass pflegerische oder ärztliche Maßnahmen lediglich gemäß dem vermuteten Willen durchgeführt oder unterlassen werden, ohne die tatsächlichen Wünsche zu kennen.


 „Erstmals wurde eine derartige Studie im ambulanten Bereich durchgeführt. Umso mehr waren wir überrascht, dass die überwiegende Zahl zu diesem hoch sensiblen Thema Stellung nahm. Das zeigt uns, dass die Menschen zu ihren Ängsten, Sorgen und Wünschen in Bezug auf das Lebensende gehört werden wollen“, sagt PD Dr. Nils Lahmann, Pflegeforscher der Charité Universitätsmedizin.

Juni 2016. Redaktion pflegeinfos.net

Copyright Foto: Stärk/pixelio.de

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