Sonntag, 16. Dezember 2012

Wii-Spielekonsolen im Altenheim: Wohlfahrtswerk für Baden-Württemberg geht neue Wege in der Freizeitgestaltung von Heimbewohnern

Welche Chancen bieten digitale Spiele in der sozialen Altenarbeit für Senioren und ihre Betreuer? Lässt sich dadurch das Miteinander der aktiven Gemeinschaft aller Lebensalter fördern? Und können – wie das von Experten stets angeführt wird – kognitive und motorische Fähigkeiten von älteren Menschen angeregt bzw. erhalten werden? 

Das 2011 realisiertes Projekt „KonSenS“ des Wohlfahrtswerks für Baden-Württemberg liefert dazu interessante Erkenntnisse und belegt, dass auch die „Silver Generation“ gut mit neue Medien umzugehen vermag, wenn der Sinn erkannt wird, ein Spaßfaktor in der Gruppe gegeben ist und die Betreuungspersonen kompetent sind. KonSenS steht für für „Konsolen für Senioren zum Spielen“. Gefördert von der Eduard Pfeiffer-Stiftung, kamen drei Jahre lang Wii-Spielekonsolen zum Einsatz, ein Evaluation schloss sich an. 

Ergebnis: Heute bieten neun Einrichtungen des Wohlfahrtswerks regelmäßig gemeinsame Wii-Spieletermine an. Als gemeinnützige und operativ tätige Organisation betreibt das Wohlfahrtswerk an 18 Standorten in Baden-Württemberg Pflegeheime und Seniorenwohnanlagen. Insgesamt profitieren rund 2000 Senioren von den Dienstleistungen, hinzu kommen zahlreiche Angebote, die das Wohnen in der eigenen Häuslichkeit erleichtern.

Schnell ist ein „Spielzimmer“ eingerichtet  
Die eingesetzten Wii-Konsolen des Herstellers Nintendo basieren auf einem neuartigen, intuitiven Steuerungskonzept. Durch ein infrarotgestütztes Sende- und Empfangssystem werden Bewegungsabläufe des Spielenden erkannt und auf einen Bildschirm übertragen. So hält man bei der Variante „Wii Sports Bowling“ einen Controller in der Hand, schwingt den Arm mit Blickkontakt auf den Bildschirm und lässt die Bowlingkugeln virtuell rollen, indem man einen Knopf am Controller loslässt. Auf dem TV-Gerät oder einer Leinwand sehen alle dann die Kegel fallen, sofern der Wurf gut war.
 

Was benötigen soziale Einrichtungen, wenn Sie mit älteren Menschen Konsolenspiele machen wollen?
Grundausstattung: 
• Spielekonsole Wii (bestehend aus einer 1 Konsole, 1 Remote-Plus, Spiele „Wii Sports“ und „Wii Resort“), Preis: ca. 200 Euro 
• 1 zusätzliche Remote Plus, Preis: ca. 40 Euro
 

Zusätzliche Elemente. 
• Weitere Wii-Spiele, Preis: 20 bis 45 Euro 
• Balance-Board, Preis: ca. 80 Euro

Falls nicht in der Einrichtung vorhanden: 

• TV-Gerät oder Leinwand mit Beamer und Lautsprecherboxen

Viel entscheidender für die Organisation sind Fragen wie: Lässt sich das Projekt in ein bestehendes Angebot integrieren oder muss es gesondert beworben werden? Wer ist für die Spiele verantwortlich, wer übernimmt die Einführung und erste Übungen mit den Teilnehmern? Können Ehrenamtliche und Praktikanten als Helfer heranzogen werden? Die Erfahrungen aus KonSenS gehen von maximal zwei Stunden Spielda
uer aus, empfehlenswert ist zudem eine Bestuhlung im Halbkreis oder Tische in U-Form, so dass alle Anwesenden einen guten Blick auf die Bildfläche haben.

Neue Technik ohne Frust erleben

Die Evaluation der Auswertungsbögen und der Experteninterviews durch das Wohlfahrtswerk bestätigte in der Breite die vor Ort gemachten positiven Erfahrungen: Die Wii-Konsole ermöglicht einen relativ unkomplizierten Einstieg, um auf spielerische Weise das neue Medium kennenzulernen und Freude am gemeinsamen Spielen zu wecken – sowohl bei rüstigen wie auch bei pflegebedürftigen Menschen. Schon nach einer kurzen Eingewöhnungsphase können ältere Menschen gut mit der Konsolensteuerung umgehen und sind infolgedessen von den Möglichkeiten begeistert.

„Wir führen so zudem ältere Menschen an neue technische Entwicklungen heran, ohne sie zu frustrieren“, hält Projektleiter Tibor Vetter fest. Was in der Testphase ebenfalls als positiv verbucht wurde: Trotz Stärkung von kognitiven und motorischen Fähigkeiten wird niemand körperlich oder geistig überfordert, wenn er mit der Wii-Konsole agiert. Selbst Menschen im Rollstuhl können sich beispielsweise am Bowling-Spiel beteiligen.

Alt und Jung integrieren
 
Beim Projekt KonSenS wurden in Einrichtungen des Wohlfahrtswerks 634 aktive und 175 passive ältere Menschen als Teilnehmer registriert. Die hohe Anzahl der Zuschauer zeigt auf, dass viele das Spielen zunächst aus einer Beobachterrolle verfolgen wollten. Dennoch fieberten sie mit oder kommentierten das Geschehen, was auf Zufriedenheit und Begeisterung schließen lässt. Als durchschnittliche Spielzeit in den Gruppen wurden 66 Minuten bilanziert, wobei am häufigsten „Wii Bowling“ zum Einsatz kam, gefolgt vom Quiz-Spiel „Wer wird Millionär“. Da letzteres als Gruppenspiel konzipiert ist, wurde es in den Einrichtungen häufig in bestehende Angebote für Gedächtnistraining integriert und von den Betreuenden besonders gut benotet, wenn es um das gemeinschaftliche Miteinander gehen sollte. 

Bei den Sportspielen beobachteten sich die Teilnehmer, etwa beim jeweiligen Werfverhalten, und unterstützen sich gegenseitig mit Ratschlägen. Sehr oft waren es natürlich die jüngeren „Computerprofis“, die den Seniorspielern Tipps gaben – mal war es ein Schulpraktikant, mal eine FSJlerin. „Uns war es wichtig, die Mitarbeitenden vor Ort von Anfang an aktiv einzubinden“, erklärt Projektleiter Tibor Vetter. „Aufgrund der Unterstützung des Sozialen Dienstes der jeweiligen Einrichtungen sowie der frühen Integration von Auszubildenden, FSJlern und Ehrenamtlichen ist eine eigenständige Fortführung vor Ort gewährleistet.“

Weitere Informationen zum Projekt:
Wohlfahrtswerk für Baden-Württemberg, Tibor Vetter, Tel. (0711) 61926-131. tibor.vetter@wohlfahrtswerk.de

Dezember 2012. Frank Bantle/Redaktion pflegeinfos.net
Copyright Fotos: Wohlfahrtswerk für Baden-Württemberg

24 Stunden Betreuung im Raum Oberndorf und Rottweil. Seniorenbetreuung zu Hause

Wappen des Landkreis Rottweil
Auch in Oberndorf am Neckar und in Rottweil steigt die Zahl der Senioren, die zu Hause professionell betreut werden müssen. Das Netz an ambulanten Diensten, die von Kirchen, Wohlfahrtsverbänden oder privaten Unternehmen angeboten werden, ist groß und gut im Landkreis Esslingen. Doch in vielen Fällen benötigen Pflegebedürftige und ihre Angehörigen eine Rund-um-die-Uhr-Betreuung, 24 Stunden am Tag.

Für diese Dienstleistung können sie osteuropäische Betreuerinnen engagieren, die 24 Stunden im Pflegehaushalt bleiben und eine Alltagsbetreuung (mit Hauswirtschaft) gewährleisten und Angehörige entlasten. Seit 2004 ist es möglich, über das EU-Entsendeabkommen eine Betreuerin zu beschäftigen. Dies erfolgt über Pflegefirmen zum Beispiel in Warschau, Prag oder Budapest und ist zeitlich befristet. Die Betreuerin wohnt und lebt im Haushalt der Pflegeperson.

In der Praxis funktioniert die Zusammenarbeit zwischen der osteuropäischen Betreuerin und der Pflegeperson sehr gut. Die meisten Kräfte sprechen gut deutsch und sind hauswirtschaftlich versiert. Im Verbund mit den ambulanten Diensten, Ärzten und Angehörigen schaffen die 24-Stunden-Betreuerinnen ein gutes Versorgungsnetz und geben den Familienangehörigen Sicherheit. Die 24h Betreuerin aus Polen, aus Ungarn oder der Slowakei bleibt in aller Regel zwei bis vier Monate in Deutschland, macht dann Urlaub, um anschließend wieder nach Oberndorf oder Rottweil zu kommen.

Gut zu wissen: Seit August 2010 vermittelt riva-care auch im Landkreis Rottweil und im Raum Horb/Calw 24-Stunden-Betreuerinnen. Das private Beratungs- und Betreuungsbüro mit Sitz in Stuttgart betreut gemeinsam mit osteuropäischen Partnerfirmen bereits ältere Menschen in Villingendorf, Bösingen, Oberndorf, Hochmössingen, Epfendorf und Rosenfeld.

Weitere Informationen zur 24h-Stunden-Betreuung in der Region Rottweil, Oberndorf und Horb unter Telefon (0711) 966 66 533 oder im Internet unter www.riva-care.de

Dezember 2012. Redaktion pflegeinfos.net
Copyright Foto: Archiv

Mittwoch, 5. Dezember 2012

Diagnose Diabetes. In der Region Nordrhein helfen Schwerpunktpraxen von Beginn an

Diagnose Diabetes – was tun? Wer diese Diagnose erhält, ist verunsichert. Vor allem auch ältere Menschen oder Personen aus der Gruppe 50plus, denn sie haben ja meist auch noch mit anderen altersbedingten kleinen oder großen Beschwerden zu kämpfen.

„Und jeder erzählt mit voller Überzeugung etwas anderes: Diät, Sport, Tabletten, Insulin spritzen, Zwischenmahlzeiten, vermeintliche Geheimtipps wie Zimt, Hafertage, Stevia – die Patienten erhalten so viele teils gegensätzliche Informationen, dass sie kaum einschätzen können, was ihnen wirklich hilft“, erläutert Dr. Matthias Riedel aus dem Berufsverband der diabetologischen Schwerpunktpraxen in Nordrhein (BdSN)

Menschen mit der Diagnose Diabetes finden zumindest in der Region Nordrhein frühzeitig kompetente Hilfe – wenn sie sich an eine der Mitgliedspraxen im Berufsverband der diabetologischen Schwerpunktpraxen in Nordrhein (BdSN) wenden. Dort haben sich über 100 niedergelassene Diabetologen organisiert. Ziel ist es, die ambulante Versorgung Diabeteskranker weiter zu verbessern.

Die meisten Menschen, bei denen Diabetes festgestellt wird, erkranken an Diabetes Typ 2, dem sogenannten Erwachsenendiabetes. Von dieser Art des Diabetes haben zwar die meisten Patienten schon einmal gehört, jedoch können sie die Risiken, die eine solche Erkrankung mit sich bringt, kaum realistisch einschätzen.

Deshalb arbeiten die Mitglieder des BdSN auch von Beginn an mit dem Patienten und in enger Kooperation mit mit den Hausärzten. Die Patienten werden nach der Diagnose in Disease Management Programme (DMP) eingeschrieben. „Man kann nicht pauschal eine bestimmte Behandlung empfehlen, denn die Therapie des Diabetes ist immer individuell. Was in jedem Fall hilft, sind Bewegung und eine der Krankheit angepasste Ernährung“, erklärt Dr. Riedel.

Alles über Diabetes lernen. Jeder Patient sollte sobald die Diagnose gestellt wird, an einem Schulungskurs für Diabetiker teilnehmen. Dort erfahren die Patienten, wie sie mit ihrer Krankheit umgehen können und erhalten auch Informationen über eine sinnvolle Ernährung. Wenn der behandelnde Hausarzt solche Schulungen nicht anbieten kann, besteht das Angebot auf jeden Fall in der nächstgelegenen diabetologischen Schwerpunktpraxis.

Unterschätzte Volkskrankheit: „Diabetes hat sich in den vergangenen Jahren zu einer richtigen Volkskrankheit entwickelt. Jeder zwölfte Erwachsene, bzw. jeder Zehnte über 50 und sogar jeder fünfte über 65-Jährige in Deutschland hat mittlerweile Diabetes Typ 2“, führt Dr. Riedel aus. Bei über der Hälfte der Patienten wird die Krankheit vererbt, oft über Generationen, in unterschiedlichen Ausprägung und verschiedenen Altersklassen. Dabei erkranken die Betroffenen meist jünger als ihre Vorfahren.

„Die Oma bekommt Diabetes mit 70, der Vater mit 55 Jahren und der Sohn dann bereits mit 40 Jahren. Dies hat viel mit der Lebensweise zu tun. Wir bewegen uns weniger als unsere Vorfahren, essen zu viel und leben häufig zu unbedacht“, erklärt der Mediziner. „Die Krankheit ist zwar sehr verbreitet, aber die Diagnose ist dennoch häufig ein Schock, gerade weil so viel Halbwissen existiert. Deswegen ist es wichtig, sich von Beginn an bestmöglich behandeln zu lassen – am besten im Chronikerprogramm." 

Tipp: Auf der Website des BdSN gibt es einen Praxisfinder. Dort können Interessierte aus der Region Nordrhein schnell den richtigen Diabetes-Experten finden - von Euskirchen bis Kleve und von Wuppertal bis Heinsberg. www.bdsn.de

Dezember 2012. Redaktion pflegeinfos.net

Samstag, 1. Dezember 2012

Diagnose Alzheimer - eine Ehefrau berichtet! Buchtipp für Angehörige von Demenzkranken

Neues Buch: Thema Demenz
Hanna Kappus, Jahrgang 1946, war zuletzt Abteilungsleiterin der Hamburger Bücherhallen. 2003 erkrankte ihr Mann, ein Internist, an Alzheimer. Die vertraute Welt, die gemeinsamen Pläne für das Alter brechen zusammen. Der einst so selbstbewusste ältere Partner wird zum Pflegefall. Doch nach der Trauer, der Wut über das nicht revidierbare, findet Hanna Kappus eine neue Nähe und Vertrautheit, „wie ich sie mir nicht hätte vorstellen können, als mein Mann noch gesund war“.

In ihrem sachlichen Erlebnisbericht, der bis zum Schluss immer wieder mit liebevollen Anekdoten und nachvollziehbaren Gefühlsäußerungen ausgestattet ist, schildert die Autorin den „langen Abschied“, der mit einer Alzheimer-Erkrankung verbunden ist. Selbstzweifel, die eigene Isolation und Einsamkeit und die Angst vor Entscheidungen, die es für den anderen zu treffen gilt – Hanna Kappus bleibt in ihrer Grundhaltung aber optimistisch, und das macht das Buch zu einem Mutmacher-Buch. 

Sehr ausführlich schildert sie die Gründung und den Start einer WG für demenzkranke Menschen, in der ihr Mann heute lebt. Ihre Erfahrungen dienen Betroffenen als Orientierung. Auch Tipps zum Alltagsleben in der WG für Betreutes Wohnen und zum Umgang mit dem Pflegepersonal hat sie zusammengefasst, zudem eine aktuelle Literatur- und Filmliste zu Demenz.

Ganz zentral ziehen sich zwei Themen durch ihr Buch: Menschen mit Alzheimer bleiben Individuen mit Herz und Persönlichkeit. Hanna Kappus: „Sie verstehen oft die Worte nicht mehr, aber die Gefühle sind sehr ausgeprägt. Mitfühlen ist eine grundlegende Fähigkeit von Dementen“. Und zweitens: Angehörige müssen handeln und den Alltagsrahmen des Alzheimer-Patienten festlegen – ob zu Hause, in der Tagespflege oder in einer stationären Einrichtung: „Es gibt keine Diskussion mehr. Ich muss entscheiden und er hat keine Einsicht mehr in das, was möglich ist und seine Lebensqualität länger erhält. Es ist eine bittere Erkenntnis und erfordert immerwährende Selbstreflextion.“ 


Buchtipp der Redaktion:
„Das Leben ist ein großes“, Hanna Kappus, Gütersloher Verlagshaus, 2012, 160 Seiten, 14,99 Euro (in Deutschland)


Dezember 2012. Redaktion pflegeinfos.net
Copyright Foto: PR