Freitag, 17. August 2018

Demenz und Hörprobleme: Hören kann gegen das Vergessen helfen. Hörakustiker sind Ansprechpartner für Angehörige

Im März 2018 fand mit über 60 Gästen der Themenabend "Demenz und Hören" in der Handwerkskammer Rheinhessen in Mainz statt. Veranstalter waren die Bundesinnung der Hörakustiker KdöR (biha), die IKK Südwest und der medhochzwei Verlag. Mit Experten und pflegenden Angehörigen von an Demenz Erkrankten beleuchteten sie den Zusammenhang von Hörverlust und Demenz aus unterschiedlichen Perspektiven.

Anlass zu dieser Sorge gibt es, denn weltweit haben Studien einen Zusammenhang zwischen Hörverlust und Demenz hergestellt. Marianne Frickel, Präsidentin der biha und selbst spezialisierte Hörakustiker-Meisterin, warnt: "Ein unversorgter Hörverlust kann die Entwicklung einer Demenz beeinflussen. Je länger wir nicht mehr gut hören, umso mehr gewöhnt sich unser Gehirn an diese Situation, wir nennen das Hörentwöhnung. Umso schwieriger wird es später, diesen Betroffenen das 'wieder gute Hören' beizubringen", erklärte sie.

Das Hörakustiker-Handwerk mit bundesweit über 6.300 Betrieben leistet einen wichtigen Beitrag zur Versorgung und steht zugleich in einer gesellschaftlichen Verantwortung. 

Expertin für gutes Hören: Marianne Frickel, biha-Präsidentin

Jakob Stephan Baschab, Hauptgeschäftsführer der biha, beleuchtete in seinem Vortrag die verschiedenen Studien zu dem Thema Hörverlust und Demenz. Deutlich stellte er heraus, was bei einem unversorgten Hörverlust passiert. Entscheidende Areale des Gehirns werden nicht mehr beansprucht, bilden sich zurück. Eine Hypothese ist, dass auch dadurch Demenz entstehen kann. 

Hören kann gegen das Vergessen helfen. Die Tätigkeit der Hörakustiker zur Prävention von Demenz ist enorm wichtig. Hörsysteme helfen schwerhörigen Menschen, weiter am gesellschaftlichen Leben teilzuhaben. Umgekehrt ziehen sich vor allem ältere Menschen, die schlecht hören, oft zurück. Denn nicht gut zu hören ermüdet und überanstrengt. Die Folge ist soziale Isolation, ein bekannter Risikofaktor für Demenz. Hinzu kommt, dass viele den beginnenden Hörverlust ignorieren.

Ohne Kommunikation keine Teilhabe am gesellschaftlichen Leben
Roland Engehausen, Vorstand der IKK Südwest, sprach in einer Gesprächs- und Fragerunde mit Angehörigen über ihre Erfahrungen. Gemeinsam gaben sie einen Einblick in ihren Lebensalltag als pflegende Angehörige. Eindrucksvoll schilderten sie, wie an Demenz Erkrankte allein durch das Hören wieder mehr am Alltag teilhaben konnten und wie schnell im Gegensatz dazu der Zugang zu ihnen verloren geht, wenn das Hören nicht mehr einwandfrei funktioniert. "Hören und Erinnern sind eng miteinander verknüpft", sagt Roland Engehausen, "speziell bei Menschen mit Demenz. Für die pflegende Familie bedeutet dies viel Feingefühl im täglichen Umgang mit dem betroffenen Angehörigen."

Radio-CD für Demente und ihre Angehörigen
Radiomacherin und Moderatorin Christine Schön stellte eine speziell auf Demenzerkrankte und ihre Angehörigen ausgerichtete CD-Edition vor: "Ich will Menschen mit Demenz und ihren Angehörigen schöne gemeinsame (Radio)Momente schenken. Denn gemeinsames Hören ist eine ganz selbstverständliche Erfahrung von heute alten Menschen. Im Familien- und Freundeskreis saß man zusammen vor dem Radiogerät und hörte die großen Unterhaltungssendungen, Konzerte und Sportübertragungen." Hören hilft erinnern.

August 2018. Text: ots
Copyright Foto: PR / obs

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen